Der Ausflug mit dem „Boah-Effekt“
Der Ausflug mit dem „Boah-Effekt“
Feriencamp: Eine Exkursion führt die Kinder der Ferienspiele Steine, Natur und Lebensräume in eine interessante Welt / Wie aus massivem Fels Splitt wird
Die fast siebzig Kinder hatten ein Ziel: Den Steinbruch Röhrig im Stadtteil Sonderbach. Kindgerecht aufbereitet wurde gezeigt,wie das Werk arbeitet, wie aus massivem Fels feiner Splitt wird. Die Kleinen waren beeindruckt. Helm auf den Kopf, Rucksack auf den Rücken, der Rundgang konnte beginnen. Es sind drei Buchstaben plus dickem Ausrufezeichen, mit denen sich der Gesichtsausdruck vieler Kinder beschreiben lässt, als sie am Dienstag durch den Steinbruch wanderten: „Boah!“ Hier ist alles riesig. Die Fahrzeuge, die Anlagen, selbst die Zahlen: 130 Meter ist die Wand hoch, aus der Fels zur Splittherstellung gewonnen wird, 20 000 Tonnen Gestein löst allein eine Sprengung aus der Wand.
Marco Röhrig führte eine der Kindergruppen durch das Gelände. Er ist selbst Familienvater, und hier im Steinbruch ist er Geschäftsführer. Er verstand es, mit den Kindern umzugehen, und er war auch Ideengeber des Ferien-Camps, mit dem das Granitwerk Acht- bis Zwölfjährigen aus Heppenheim und Umgebung an fünf Tagen die Natur und unterschiedliche Lebensräume näherbringen will. Dreh- und Angelpunkt der Veranstaltung ist das Haus der Vereine in Heppenheim, dort wird in dieser Woche im Hof gespielt und gebastelt. Und von da aus geht es auch immer wieder los zu Exkursionen. Jetzt also machten die Kinder Station im Steinbruch. Der bietet Lehrstoff en masse. Einmal wegen des Steinabbaus. Den Kleinen erschloss sich hier eine interessante Welt.
Aber auch wegen der Tiere und Pflanzen, die sich auf dem Areal angesiedelt haben. Gelbbauchunken, wie sie die Kinder in Tümpeln bestaunten, gehören dazu. Und ein Blick durch ein Fernglas: Auf einem Baumwipfel thronte ein Wanderfalke, es schien, als besehe er die Kinderschar ebenso voller Neugierde wie diese ihn. Ähnlich interessiert hatten die jungen Besucher an anderer Stelle gestanden. Da aber war es eine Anlage mit schwerem Gerät, in der Fels zertrümmert wird, die Blicke auf sich zog. Das turmhohe Gebäude ist über eine steile Treppe zu erklimmen, im Inneren, wo alles kernig und robust ist, wo niemand so recht weiß, ob Staub oder Lärm die Luft mehr erfüllt, befördern Bänder Gesteinsbrocken zum Zerkleinern.
Wie die Anlage denn heißen könnte, hatte Marco Röhrig vorweg gefragt und erst später den Namen Vorbrecher verraten. Die Kinder zeigten Fantasie: „Sprengfabrik“, „Seinbeißer“, „Schreddermaschine“ waren Angebote. Was im Vorbrecher auf die Bänder kommt, um in mehreren Stufen zu Splitt zu werden, ist Granit. Auch dazu gab es Lehrreiches mit auf den Weg. Granit, hatte Röhrig, eingangs erklärt, bestehe aus drei Mineralien. Damit sich die Zuhörer merken konnten, welche dies sind und in der Schule mit Wissen von der Exkursion in den Steinbruch glänzen können, gab es einen Reim mit auf den Weg: „Feldspat, Quarz und Glimmer, die drei vergess’ ich nimmer.“ Die Wiederholung kam prompt aus vieler Kindermund, und sie klang ein bisschen wie ein Echo von den riesigen Felswänden im Hintergrund.
Quer durch das Areal führte die Tour die Mädchen und Jungen, respektvoll hielten sie Abstand zu den gigantischen Fahrzeugen. Einzig für ein Gruppenfoto wagten sie sich einmal ganz nah an die Dieselgetriebenen Mammuts der Neuzeit. Irgendwann ließen sie die Steine hinter sich und hatten Platz für Spiel und Abenteuer.
Geboten wurde auch da vieles: Von der Schatzsuche bis zum Bogenschießen, die Bowhunter Bergstraße hatten sich hierzu für einen Tag ins Betreuerteam des Ferien- Camps eingereiht, reichte der Parcours. Die Kinder waren zufrieden, Tag zwei des Ferien-Camps hat zweifelsfrei Lust auf Tag drei gemacht. Das geplante Ziel: Der Otzberg mit seinem interessanten Gesteinsaufkommen. zet
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