Oktober 2018

Monatliches Archiv

Kirschhäuser Eichendorff-Schüler besuchen den Steinbruch

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Gleich nach den Ferien einen Ausflug machen – das war ganz nach dem Geschmack der Mädchen und Jungen der Klasse 2a der Kirschhäuser Eichendorff-Schule. Bei schönstem Wetter wanderte die Truppe mit Lehrerin Angelika Klammt und Sozialpädagogin Ramona Maas zum Steinbruch der Familie Röhrig nach Sonderbach – ein Lehrausflug, der zum Standardprogramm der Schule gehört.

Birgitt Bauer wartete schon auf die Klasse, dann wurde der Nachwuchs zunächst eingekleidet: Jedes der Kinder wurde mit einer knallgelben Warnweste und einem Helm ausstaffiert, schließlich ging es mitten hinein ins Abenteuer Steinbruch. Vorbei an riesigen Maschinen und Fahrzeugen, die die Kinder ins Staunen versetzten, ging es bergauf.

Beeindruckt waren die Grundschüler auch von den steilen Wänden des Steinbruchs: „Boah, ist das hoch“, staunten sie. Wie alt der Granit denn sei, wollte Bauer wissen. Die Finger schnellten hoch: „Zehn Jahre“, „50“ „20 000 Jahre“, schätzten die Kinder. So sehr die Mädchen und Jungen auch überlegten, sie lagen daneben. 320 bis 340 Milliarden Jahre alt sei der Granit – und damit älter als die Dinos, sagte Bauer. Sie erklärte, dass Granit nach einem Vulkanausbruch entstand und dass er beinahe so hart wie ein Diamant sei. Sarah erinnerte sich, dass sie sich im Unterricht mit einem Stein beschäftigt hatte, der ganz leicht zerbröselte – das war kein Granit, sondern ein Sandstein, auch den gibt es in der Region. Zu Fuß ging es zu einem riesigen Haufen Splitt. Dort war die Freude groß, als die Kinder erfuhren, dass sie nun nach Herzenslust rutschen dürften. Das ließen sie sich nicht zweimal sagen. Und nachdem alle zum x-ten Mal die Schuhe ausgeleert hatten, wurden diese kurzerhand ausgezogen und es ging strümpfig weiter. „Hey, das kitzelt“, befanden die Kinder. Splitt statt Bällebad. „Nur ganz schön staubig“ schimpfte ein Mädchen. Die achtjährige Dziuga schlug sogar ein Rad den Splittberg hinab und Jonna (8) fand es eine gute Idee, „dass wir alle die Schuhe ausgezogen haben“. Schließlich durfte die ganze Gruppe in einer riesigen Baggerschaufel Platz nehmen – die gesamte Klasse passte dort locker hinein.

Im Anschluss ging es in den Steinbrecher, der auch riesige Granitbrocken kleinbekommt. Sind die abgesprengten Stücke zu groß für den Steinbrecher, dann werden sie noch im Steinbruch mit einer – zu Beginn des Jahres – rund sieben Tonnen schweren Eisenkugel zertrümmert. Im Laufe der Monate nutzt sich diese Kugel immer mehr ab und wiegt am Ende des Jahres nur noch die Hälfte.

Junge Uhus machen es sich auf den Maschinen bequem

Natur und Umwelt werden großgeschrieben an der „Umweltschule“ in Kirschhausen. Und da gehören Besuche im Steinbruch dazu, in einem Stück Erdgeschichte, in dem noch dazu viele seltene Tierarten leben wie der Uhu, die Gelbbauchunke oder die Schlingnatter.

Gebannt verfolgten die Mädchen und Jungen, wie Bauer erzählte, dass man morgens schon mal einen jungen Uhu auf einer der Maschinen entdecken würde. Die Tiere haben sich laut Bauer mit den Arbeiten und Sprengungen arrangiert und fühlen sich wohl. Sonst würden sie dort auch nicht Jahr für Jahr brüten.

Refugium für flinke Reptilien

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Die zwölfjährige Jette ist gespannt. Ob in das Biotop, dass sie gerade mit den anderen Kindern gebaut hat, im kommenden Frühjahr tatsächlich Mauer- und Zauneidechsen einziehen werden? Sie will auf alle Fälle wiederkommen und sich davon mit eigenen Augen überzeugen. Paul ist begeistert vom Spielen und Arbeiten in der Natur. „Immer diese Arbeit“, scherzt die zehnjährige Jule, die gerade ein Päuschen mit Marie macht. Die anderen lesen gerade Äpfel auf.

Rund 600 Quadratmeter groß ist das an der Sonderbacher Werkstraße gelegene, steil abfallende Gelände, das die Firma Röhrig Granit gekauft hat. Hier wird nicht etwa der Steinbruch erweitert. Gemeinsam mit dem Nabu will das Unternehmen einmal mehr ein Zeichen in Sachen Naturschutz und Nachhaltigkeit setzen. Am Dienstag packen dort fleißige Helfer im Alter zwischen sieben und zwölf Jahren mit an, um aus der großen Wiese ein Paradies für Tiere und Pflanzen zu machen. Es wieder Workshop-Zeit für Kinder.

Durchdachtes Chaos aus Steinen und Ästen

Mehr als 180 Anmeldungen gab es im Sommer für das einwöchige Ferienerlebnis, doch nur 85 Kinder können aus Platzgründen teilnehmen. Die nicht zum Zuge kamen, hatten die Chance, während der Herbstferien zwei spannende und lehrreiche Tage rund um das Thema Natur und Naturschutz zu verbringen. Insgesamt 33 Mädchen und Jungen aus dem Kreisgebiet waren mit Begeisterung dabei. Betreut wurden sie von Günther Hagemeister vom Naturschutzbund (Nabu) Heppenheim und dem bewährten Röhrig-Team, bestehend aus Birgitt Bauer, Marco Röhrig, Jovita Röhrig, Mario Helfert, Rüdiger Hamann und Nicole Schroeter.

Dort hieß es erst einmal Steine und kleine Stämme schleppen: Unweit des Bienenvolks und der reich tragenden Apfelbäume entstand ein Habitat für allerlei Kleingetier. Was auf den ersten Blick aussieht wie ein Haufen durcheinandergeworfener Steine und Äste ist mit viel Know-how gebaut. Denn wenn man etwas falsch macht, nehmen die Eidechsen den Bau nicht an und bleiben weg. Es entstanden Wärmeinseln, ein Unterbau aus Sand und Felsenkies für die Eiablage, Grassoden zum frostfreien Überwintern. Auf Holz sind die flinken wechselwarmen Tierchen besser getarnt. Außen herum werden noch Pflanzen eingesät, die Schmetterlingen Nahrung bieten. Bei seinem Streifzug über die große Wiese war Hagemeister ganz überrascht, dort die seltenen Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläulinge flattern zu sehen. Die finde man normalerweise eher dort, wo es Feuchtwiesen gibt. Den kleinen Schmetterling zeichnet aus, dass er seine Eier in die Knospen des Wiesenknopfs legt; die Larven fallen zu Boden, werden von Ameisen in deren Bau getragen und ernähren sich dort von der Ameisenbrut.

Vier Bäume pflanzten die Kinder gemeinsam, um den Anfang zu machen für eine Streuobstwiese: Birne, Apfel, Kirsche und Quitte. Weitere sollen im November folgen. Streuobstwiesen gibt es immer weniger, erklärte Hagemeister.

Aus den selbst gelesenen Äpfeln der vorhandenen Bäume kelterten die Kinder am Nachmittag ihren eigenen Saft. Noch weitere „wilde Ecken“ sollen in den nächsten Monaten entstehen. Im September hat eine Abordnung des Hessischen Umweltministeriums sich das Terrain angesehen, für tauglich befunden und das gemeinsame Engagement von Nabu und Unternehmen gelobt.

Vorbildfunktion 

Dass ein aktiver Steinbruch als FFH-Gebiet – Flora-Fauna-Habitat – unter Schutz steht, dass man Abbau und Naturschutz unter einen Hut bringen kann, dafür war der Steinbruch der Firma Röhrig Vorreiter für ganz Deutschland, wie Günther Hagemeister erklärt. Ob Uhu oder Gelbbauch-Unke, für die die Kinder drei Tümpel angelegt haben, geschützte Tierarten zeugen davon, dass es funktioniert. Mittlerweile haben einige Steinbruchbetreiber nachgezogen. Sie hätten nun auch erkannt, dass die Naturschützer keine Feinde seien – und umgekehrt. Hagemeister selbst findet den Blick in die Erdgeschichte, den so ein Steinbruch gewährt, äußerst spannend. (rid)

Am Dienstagvormittag wurde nach dem gemeinsamen Frühstück erst einmal gebastelt, unter anderem entstanden Nistkästen, die man später aufhängte. Dann ging es ins Gelände.

https://www.echo-online.de/lokales/bergstrasse/heppenheim/refugium-fur-flinke-reptilien_19112565

(12. 10. 2018)