Kinder fordern lautstark eine Wiederholung

Das Camp hat nach Ansicht aller Beteiligten selbst hochgesteckte Erwartungen übertroffen. Nutznießer des Engagements waren auch der Betreuerstab und die Werksleitung. Marco Röhrig formulierte es in seinem Dankeswort an die acht bis zwölf Jahre alten Schüler so: „Mit euch zusammen zu sein und viele tolle Stunden erleben zu dürfen, war für uns aus heutiger Sicht ein Geschenk“ – ein Geschenk auf Gegenseitigkeit.

 

Aufklärungsarbeit „von unten“

Mit dem Camp, so Röhrig weiter, habe man eine in vielen vorausgegangenen Betriebsführungen geborene Vision Wirklichkeit werden lassen. Die Industrie, so sein Rat zur Nachahmung, müsse begreifen, dass Aufklärungsarbeit nicht unbedingt „oben“ ansetzen, sondern „unten“ beginnen müsse – unten bei den Kindern, bei denen es sich um die Nachwuchskräfte von morgen handle. Ihnen auf altersgerechte Art die Komplexität des heimischen Rohstoffabbaus nahezubringen, sei durchaus sinnvoll.

 

Ökonomie und Ökologie

„Ist China nicht günstiger?“, so Marco Röhrigs provokative Frage, der er allerdings eine weitere hinzufügte: „Wäre das der Weg, den wir gehen wollen?“ Der Juniorchef macht sich kein X für ein U vor und weiß sehr wohl, dass Rohstoffabbau immer auch mit Eingriffen verbunden ist. Umso mehr komme es darauf an, zwischen ökonomischen und ökologischen Interessen einen für beide Seiten akzeptablen Weg zu finden: „Kooperation statt Konfrontation“.

Dass dies bei gutem Willen möglich ist, führt eine „Vogelschutzvereinbarung“ vor Augen, die – einmalig für Deutschland – der Sonderbacher Betrieb mit Naturschützern auf den Weg gebracht hat. So sind auf dem Steinbruchgelände Wanderfalken, Uhus und sogar Gelbbauchunken in sogenannten Wanderbiotopen heimisch geworden.

Das Camp-Motto „Natur, Steine, Lebensräume“ war folglich nicht aus dem luftleeren Raum gegriffen. Dass führende Mitglieder des Naturschutzbundes (Nabu) im Betreuerstab mitarbeiteten, spricht für sich. Ein Mann wie der Heppenheimer Vorsitzende Günther Hagemeister würde sich nie zum Steigbügelhalter anderer Interessen machen lassen. „Die Kinder hatten Spaß mit uns und wir unseren Spaß mit den Kindern“, so Hagemeisters Urteil.

In ähnlichem Sinne äußerten sich die ebenfalls in den Ablauf involvierten Jovita Röhrig-Angermann, eine Schwester des Juniorchefs, der Geologe Michael Fettel sowie Förster Erich Steffen. Zusammen mit weiteren elf Betreuern schufen sie die Voraussetzungen für ein Feriencamp, dessen Ergebnisse bei den rund 200 Gästen des Abschlussfestes bewundernde Blicke auf sich zogen: Ketten und Schmuckschatullen mit aus im Werksgelände gesammelten „Edel“-Steinen, Granoplast-Figuren, Sand- und Schieferkratzbilder, Gipsabdrücke, Skulpturen aus Ytongsteinen sowie themenbezogene Collagen und Bilder, auf denen Erlebtes verarbeitet wurde. Ergänzt wurde die Ausstellung durch eine Greifvogelschau der Hobbyfalkner Adam und Thomas Jäger (Lorsch) sowie Horst Kilian (Lampertheim). Ausflugsfahrten, so in die Eberstädter Tropfsteinhöhle und ins Senckenbergmuseum Frankfurt, komplettierten das Camp-Angebot, das die Kinder mit teils krakeliger Schrift kommentierten. „Alles war prima“, brachte die kleine Samira die fünf Aktionstage auf den Punkt. fk

  • Quelle: Bergsträßer Anzeiger

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